Dienstag, 28. August 2012

Die Ansteckung...

Ich bin jetzt schon ein paar Mal darauf angesprochen worden, wie ich mich angesteckt habe und wie ich seitdem mit meiner Infektion umgehe. Also kommt hier ein neuer Beitrag: ;-)
Nachdem ich die Diagnose bekommen habe, ging das Grübeln los "woher hast Du diese Scheiße?!"
Ein paar Monate vorher war der Test noch negativ gewesen und eigentlich habe ich ja nur einen Freund begleitet. Mein Ex war auch negativ und ich hatte wohnungsbedingt zwei Monate lang keinen Sex, oder zumindest nur mal ein 'Handgemenge'... Entsprechend rattig war ich dann auch. Als ich dann wieder konnte, habe ich das auch gut genutzt. Wer könnte es also gewesen sein?!
Mir fiel ein, dass bei einem ziemlich - sagen wir leidenschaftlichem - Date anschließend lauter feuchte Flecken zwischen der Couch wo er mich gedickt hat, und dem Mülleimer in den er das Kondom geworfen hat, waren.
Da ich nach dem Abspritzen meistens erstmal ein paar Minuten noch nicht wieder ganz klar bin, wir einiges an Poppers gezogen hatten und es wirklich sehr geil war, ist mir das nicht so aufgefallen. Aber wir hatten doch ein Gummi genommen und es gab auch keine Diskussion ob, oder ob nicht..
Der Kerl hatte halt einen ziemlich großen Schwanz und hat mich wirklich heftig rangenommen. Ich hab mich mit dem Poppers locker gemacht und war ziemlich am Fliegen...
Im Nachhinein kommt es mir am wahrscheinlichsten vor, dass in dieser Situation das Kondom gerissen ist und so die Flecken auf dem Boden kamen.
Irgendwann später stellte sich raus, dass der Typ wirklich positiv ist, es zu diesem Zeitpunkt aber noch nicht wusste und wahrscheinlich eine sehr hohe Viruslast hatte.
Ich kann ihm und mir keinen Vorwurf machen - will ich auch gar nicht. Ändern kann man an der Infektion jetzt ohnehin nichts mehr. Und ganz ehrlich: dieser Fick war der Oberhammer! ;-) Nicht dass es sich dafür gelohnt hätte, aber es gibt der Ansteckung irgendwie was weniger ätzendes.
Mittlerweile gehe ich damit relativ locker um und bin froh, dass ich es recht früh erfahren und so hoffentlich niemanden angesteckt habe.
Letztendlich ist es auch völlig irrelevant in welcher Situation man sich angesteckt hat und Selbstvorwürfe machen am Ende nur auch noch depressiv. Man muss nach vorn schauen und versuchen das Beste daraus zu machen.
—-- Artikel wurde auf meinem iPad erstellt

Donnerstag, 16. August 2012

Zuviel und zu wenig Angst/Respekt vor HIV

Aktuell habe ich gerade wieder neue HIV-Infektionen in meinem Bekanntenkreis. Ich stelle mir die Frage, ob man mittlerweile zu wenig Respekt vor einer Ansteckung hat, oder ob sie Therapie-Aussichten zu gut sind, um auf safer Sex zu bestehen?!

Obwohl ich gerne ohne Gummi ficke, wäre ich lieber negativ, wenn ich nochmal die Wahl hätte.

Woran liegt das also?!
Die drei aktuellen 'Fälle' haben nichts miteinander zu tun, kennen sich nicht und haben laut GR auch keine gemeinsamen Bekannten.

Viele scheinen auf safer Sex zu verzichten 'wenn man sich kennt' und nicht auf einen gemeinsamen HIV-Test zu bestehen. Das bieten keine Sicherheit!!

Zwei Freunde von mir benutzen sogar in der Beziehung Kondome, weil sie sich Seitensprünge gestatten. Das ist sicher.

Allzu sorglos mit seinem Sexualleben umzugehen, bringt nunmal Risiken mit sich.

Nur einer von den Dreien hat mit dem Testergebnis gerechnet.

Wenn ihr schon ohne Gummi ficken wollt, passt doch wenigstens auf, dass ihr keine Chlamydien, Tripper, Syph habt und verkneift euch das Reinspritzen (lassen)! Das ist dann zwar noch nicht sicher, aber besser als das 'volle Programm'!
Und vor allem vögelt nicht mit jedem gleich ohne!


Doktor Berkowitz auf Twitter: @HerrBerkowitz

Samstag, 11. August 2012

Sex...

Nach einigen ganz unterschiedlichen Diskussionen auf Twitter will ich mich heute mal dem Thema Sex widmen.

Safer Sex, Risiken, Superinfektionen, Angst vor Ansteckung bei Sex bei pos-neg Partnern...

Ich fange mal damit an, dass ich wichtig finde, sich regelmäßig testen zu lassen. HIV ist heute in den meisten Fällen sehr gut behandelbar, aber unbekannte HIV-Infektionen können schnell ein Risiko für sich und natürlich auch andere werden.

Persönlich komme ich mit meiner Therapie sehr gut zurecht. Drei Tabletten am Tag, keine spürbaren Nebenwirkungen bisher. Die Kombi Truvada + Isentress kann ich also nur empfehlen. Innerhalb von zwei, oder drei Wochen waren keine Viren mehr im Blut nachweisbar, also weniger als 30 Viren pro ml Blut.

Seit einigen Jahren erklären Studien, dass HIV-Patienten mit einer Viruslast unter der Nachweisgrenze (damals unter 80 Kopien) nicht mehr ansteckend sind. Ungeschützer Verkehr mit einem HIV-positiven Partner (der konsequent seine Tabletten nimmt und mindestens 6 Monate unter der Nachweisgrenze liegt, ohne weitere Erkrankungen / Syphillis/Tripper/Chlamydien) ist Studien zufolge zu 96% sicher. Sex mit Kondom (unbekannter Serostatus) zu 95%.

Für jeden Positiven sollte die eigene Gesundheit eine wichtige Rolle spielen. Dazu gehört, dass man sich möglichst keinen zweiten HIV-Stamm, Hepatitis (C), Syphillis.... einfängt. Die eigentlich simple Therapie der Syphillis ist bei einem HIV-Patienten nämlich schon sehr unangenehm. Anstatt einer Einzeldosis Penicillin werden drei mal zwei Spritzen Depot-Penicillin, die ziemlich schmerzhaft sind.
Von der Therapie einer Hepatitis kann ich aus Erfahrung eines Freundes berichten, der ein Jahr lang wöchentlich eine Interferon-Spritze setzen musste. Die Nebenwirkungen bei diesem Zeug steigen mit jeder Spritze und werden zum Ende hin kaum noch erträglich. Gelegentlich verträgt sich das nicht mit der HIV-Therapie und kann dann sehr ernst werden.

Ebenfalls wird es problematisch, wenn man sich einen resistenten HI-Virus dazu geholt hat. Oft versagen dann die Therapien und es kommt schneller zum Ausbruch von AIDS, der ansonsten verhindert werden kann.

Dabei muss jeder für sich entscheiden, was er macht. Die Verantwortung für seine eigene und die Gesundheit der Sexualpartner sollte man allerdings niemals aus dem Blick verlieren.

Zu Beginn meiner Infektion war meine größte Sorge jemanden anzustecken. Deshalb habe nur noch mit Positiven Sex gehabt und war auch fast nur noch passiv. Es hat einige Zeit gedauert bis ich da wieder etwas lockerer geworden bin. Und mit erfolgreicher Therapie bin ich sexuell endlich wieder ziemlich entspannt.

Meine Sexualpartner wissen vorher, dass ich HIV-positiv bin (mal abgesehen von Sauna-, oder Darkroom-Kontakten) und sie können sich entscheiden, ob was läuft und wie es läuft.
Klar habe ich lieber Sex ohne Gummi, aber nicht um jeden Preis. Meine Viruslast ist etwa seit einem Jahr unter der Nachweisgrenze und ich erlaube mir also auch ohne Gummi Sex zu haben, wenn beide damit einverstanden sind.

Ich würde mir dabei wünschen, dass man sich generell besser auskennt und nicht fahrlässig mit seiner Gesundheit umgeht, oder aber auch mit Panik auf einen Positiven reagiert.
Wenn ich Angebote bekomme ohne Gummi zu ficken und der Typ nichtmal nach meinem Serostatus fragt, muss ich mich schon wundern. Wenn man ihm das dann mitgeteilt hat und er dann nichtmal mehr mit Gummi will, versteh ich die Welt nicht mehr. Ignoranz ist bei diesem Thema eines der größten Probleme. Leider sind da viele sehr naiv.

Ob man lieber ganz auf Sex verzichtet, wenn der potenzielle Partner als HIV-positiv geoutet hat, liegt bei jedem selbst zu entscheiden. Allerdings kann man auch nicht vom Positiven verlangen, sich bei jedem Partner zu outen (solange es zu keinem Risiko kommt). Der Persönlichkeitsschutz ist gerade hier sehr wichtig, da wir oft heftigen Ausgrenzungen und Schwierigkeiten begegnen, wenn die Infektion unkontrolliert bekannt wird.

Die Verantwortung für die eigene Gesundheit liegt zu allererst bei einem selbst. Ein Positiver sollte meiner Meinung nach offen damit umgehen, oder konsequent auf safer Sex bestehen. Denn wenn es zu einer Ansteckung (und vielleicht sogar Prozeß) kommt, wird er auf jeden Fall der Schuldige sein - selbst wenn der Angesteckte regelmäßig und naiv auf Kondome verzichtet hat.

Donnerstag, 9. August 2012

Der Dr beim Zahnarzt

Leider konnte ich bisher die Meldungen, daß Zahnärzte bei bekannter HIV-Infektion die Behandlung ablehnen aus eigener Erfahrung bestätigen - unabhängig von der Viruslast.

Jetzt habe ich glücklicherweise einen neuen Zahnarzt gefunden, der einen super Service bietet, sich für seine Patienten Zeit nimmt und dazu noch echt gut aussieht.

Ich werde deshalb nicht gerne zu ihm gehen, aber diese freundliche Atmosphäre macht den Besuch dort doch um einiges angenehmer. Die Behandlungen bisher sind wirklich super gelaufen und auch die anstehenden Wurzelbehandlungen machen mir keine Bauchschmerzen mehr.

Die Zahnärztekammer sollte dort intervenieren, wo HIV-Patienten mit Ausreden die Behandlung verweigert wird. In einer Klinik wäre sowas auch nicht denkbar! Hier besteht wirklich Handlungsbedarf!


Doktor Berkowitz auf Twitter: @HerrBerkowitz